Was für ein bitterer Abend für den TvdH Oldenburg. Bis zur 50. Minute führten die Oldenburger im Auswärtsspiel gegen den SV Alfeld souverän mit 24:18 und hatten somit alle Trümpfe für den vierten Saisonsieg in der Hand. Doch dann verloren sie komplett den Faden und schließlich auch das Spiel denkbar knapp mit 26:27.
Das Eingrooven
Denkbar knapp ging es zunächst auch in der ersten Halbzeit zu. Zwar hatte zumeist der TvdH die Nase vorn, lag dabei lange Zeit aber nie mit mehr als einem Tor in Führung. Erstmals gelang das dann beim Treffer von Simon Stöhr zum 8:6 (21.), doch Alfeld konnte prompt zum 8:8 ausgleichen (23.). „Durch Alfelds Manndeckung für Theis Sondergard mussten wir uns erstmal eingrooven“, erklärt Trainer Lukas Brötje, der dieses Szenario mit seiner Mannschaft aber immer wieder trainiert hatte, weshalb sie im weiteren Spielverlauf immer bessere Lösungen fand.
Die Lösungen
Dass der TvdH spielerisch die bessere Mannschaft war, zeigte sich schließlich eindeutig im weiteren Verlauf bis zur Pause, in die es mit einer 12:9-Führung ging. „Wir haben uns kontinuierlich abgesetzt und den Gegner dominiert“, lobt Brötje. „Vor allem in der Abwehr: Da wussten sie nicht mehr, was sie machen sollen. Aber auch im Angriff haben wir immer wieder Lösungen und einfache Tore gegen die offene Abwehr plus Manndeckung gefunden.“ Hinzu kam, dass Torhüter Jannik Rohde alle drei Siebenmeter der Gastgeber parieren konnte (11., 20., 28.).
Die Dominanz
Den Schwung aus der Schlussphase des ersten Durchgangs nahmen die Oldenburger auch in der zweiten Halbzeit mit auf die Platte. Mit einem 4:0-Lauf zum 16:10 zog der TvdH nämlich erstmals auf sechs Tore davon (35.). Auch mit der direkten Antwort der Gastgeber, die durch einen eigenen 3:0-Lauf verkürzten (38.), wusste Brötjes Team umzugehen. Es hielt die Alfelder weiter auf Abstand und hatte nach Leonard Fischers Treffer zum 22:16 (48.) sogar den alten Vorsprung wieder hergestellt. Wenig später lag der TvdH dann mit 24:18 in Front (50.), weshalb eigentlich alles nach einem Oldenburger Auswärtssieg aussah. „Wir haben viele Dinge, die wir uns vorgenommen haben, gut umgesetzt und Alfeld über 50 Minuten ein Stück weit dominiert. Damit war ich zufrieden“, so Brötje.
Der Einbruch
Bekanntermaßen dauert ein Handballspiel aber eben 60 Minuten – und in den verbliebenen zehn wurde der gesamte Spielverlauf komplett auf den Kopf gestellt. Zunächst folgten mehr als fünf Minuten ohne TvdH-Tor, wodurch die Gastgeber auf 23:24 verkürzten (55.). Wenig später gelang ihnen dann tatsächlich auch noch der Ausgleich zum 25:25 (57.) und schließlich die 26:25-Führung (59.). Zwar glich der TvdH durch seinen besten Torschützen Sondergard (7 Treffer) nochmals aus (59.), Alfelds Top-Schütze Malte Hansemann (8) setzte mit seinem Treffer aber den 27:26-Schlusspunkt. Dass damit auf Oldenburger Seite niemand zufrieden sein kann, versteht sich von selbst und auch Brötje betont vielsagend: „Über die letzten zehn Minuten werde ich in der Öffentlichkeit nicht sprechen, aber wir werden das in aller Klarheit intern aufarbeiten.“
Die Konsequenz
Auf die Tabelle (6:12 Punkte, 10. Platz) schaue Brötje auch nach einem solchen Spiel nicht. „Wir haben eine langfristigen Plan, diese jungen Spieler zu entwickeln“, betont er vielmehr, stellt aber auch klar: „Der Sport ist ergebnisorientiert und nicht prozessorientiert und da müssen wir lernen. Entwicklungen sind wichtig, aber die müssen auch mal in Punkte umgemünzt werden. Dann fällt die Entwicklung wiederum auch leichter.“ (tos)